"Du hast doch sicher von dem jungen Mann gehört, der zu Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts in Wien lebte?“, sagte Fors. „Eines Tages ging er spazieren, es war Winter, und er kam zu einem zugefrorenen See. Draußen auf dem Eis sah er einen Mann, der plötzlich in einem Eisloch verschwand. Unser Freund, der zukünftige Held, holte einen Ast und rief dem Verunglückten zu, Hilfe sei unterwegs. Der werdende Held bewegte sich rutschend aufs Eis hinaus, streckte den Ast aus und holte den Verunglückten heraus. Der unfreiwillige Winterbader war ein noch junger Mann. Ihn fror und seine Zähne schlugen so sehr aufeinander, dass Zahnschmelz absplitterte. Unser Held brachte den Geretteten nach Hause. Bevor sie sich trennten, wollte der Gerettete den Namen seines Retters wissen. Der Retter hinterließ Namen und Adresse und ging nach Hause. Eine Woche später lag ein Päckchen vor seiner Tür. Es enthielt eine gerahmte Zeichnung hinter Glas. Auf dem Bild war der See, wo das Drama stattgefunden hatte. Ein Brief lag nicht dabei, die Zeichnung war nicht signiert. Kurz darauf zog unser Held in eine andere Wohnung in einen anderen Stadtteil um, und die Zeichnung landete in einem Koffer auf dem Dachboden. Die Jahre vergingen und der Erste Weltkrieg kam. Unser Held kämpfte an der italienischen Front und 1918 kehrte er in seine Wohnung zurück. Er heiratete und bekam Kinder. Dann kamen die Nazis. Unser Held und seine Familie wurden in verschiedene Konzentrationslager verschleppt. Als er 1945 nach Wien zurückkehrte, waren seine Frau und die Kinder tot. Er bekam seine Wohnung zurück. Die Möbel waren Gestohlen. Er stieg zum Dachboden hinauf und holte den Koffer herunter, der dort seit der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg gestanden hatte. Er benutzte ihn als Sitzgelegenheit. Eines Tages öffnete er den Koffer, um nach etwas zu suchen, was er verkaufen könnte. Dort lag das Bild, Das Glas war gesprungen. Unser Held nahm das Bild und drehte es um, auf der Rückseite stand etwas geschrieben, der Dank dessen, den er gerettet hatte. Dort stand :>Meinem Retter ein herzliches Dankeschön.< Und dann gab es noch eine Unterschrift: >Adolf Hitler<.“
„Davon hab ich schon mal gehört“, sagte Annika.
„Kann ich mir vorstellen“, sagte Fors. „Aber jetzt sag mir: Welche Schuld hatte der Retter?“
„Davon hab ich schon mal gehört“, sagte Annika.
„Kann ich mir vorstellen“, sagte Fors. „Aber jetzt sag mir: Welche Schuld hatte der Retter?“
Mats Wahl - Die Rache
Ähhhhm. Aus nem Buch, ja? Ehrlich passiert? OMG. Der Retter würde sich vermutlich am liebsten selbst verfluchen. Zumindest wenn das wahr ist O.o
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